Die zwanziger Jahre:

 

Beginn der 20er Jahre

Im November 1918 war das harte Ringen eines vierjährigen Krieges beendet, das Kaiserreich gestürzt! Revolution in Deutschland! Wenn auch der Zusammenbruch zunächst schwer auf allen lastete, so war der Lebensmut ungebrochen. Die damalige Jugend resignierte nicht; sie suchte einen Ausgleich durch Betätigung in allen Sparten der Leibesübungen. Der Sportgedanke war wachgeblieben und marschierte. Ein ungeahnter Zustrom von Jugendlichen, die schwere Zeiten und eine freudlose Jugendzeit hinter sich hatten, stieß zu der aus dem Kriege zurückgekehrten Vorkriegs- und Kriegsjugend.

1919: Spiel und Sport Resse 08 auf Beckmanns Weide an der Eichenstraße

Unter Führung der früheren Mitglieder Adam Wysk und Karl Burbulla wurde im Frühiahr 1919 der Spielbetrieb auf Beckmanns Weide an der Eichenstraße wieder aufgenommen. Spielführer August Zagarzewski, ein alter Kämpe aus der Vorkriegsmannschaft, formte aus den Spielern Gebr. Rohmann, Gebr. Kania, Edi Doerk, Gebr. Büttel, Gebr. Truchel eine spielstarke Mannschaft. Den Vorsitz übernahm Lehrer Rio. - Der Spielbetrieb beschränkte sich auf die Austragung von Freundschaftsspielen mit Nachbarvereinen, weil die Neuorganisation des Westd.Spielverbandes durch den großen Zuwachs der Mitglieder noch nicht vorlag.

Anfang Juni 1920 stellte sich der frühere 1. Vorsitzende Fritz Rönker nach Heilung eines Kriegsleidens mit seinem Sportkameraden Jos. Kevenhörster dem Verein wieder zur Verfügung. Mit ihnen stießen eine Anzahl Lehrer beider Konfessionen und viele Sportinteressenten aus allen Berufskreisen des Mittelstandes zum Verein. In der außerordentlichen Generalversammlung am 13. 6. 1920 nahm man auf Vorschlag von Fritz Rönker von einer Vorstandswahl Abstand, wählte eine Kommission von 13 Mitgliedern zur Erledigung der Wiederaufbauarbeit. Die Leitung der Kommission übernahm Fritz Rönker. Seit Frühjahr 1920 stand dem Verein Beckmanns Weide als Sportplatz nicht mehr zur Verfügung. Sp. u. Sp. Resse 08 war wieder ohne Sportplatz.

Das frühere Gründungs- und Vereinslokal hatte seinen Besitzer gewechselt. Herr Hz. Rommeswinkel hieß der neue Vereinswirt, der den Mitgliedern der Kommission zum Aufbau des Vereins seine Hilfe und Unterstützung zusicherte, die er auch sofort in die Tat umsetzte. Er pachtete von dem Landwirt Ostrop für den Verein, dem er als Vorstandsmitglied angehörte, im Grünflächengürtel zwischen Erle und Resse, an der Brauckstraße - Oststraße, ein Gelände, auf dem eine Sportplatzanlage mit Laufbahnen angelegt werden sollte. Die umfangreichen Erdbewegungen wurden von allen Mitgliedern freiwillig während ihrer Freizeit mit Hilfe von geliehenen Gleisen und Loren ausgeführt. Nach etwa acht Wochen unterbrach eine mehrwöchige Regenzeit die Arbeiten und verwandelte einen Teil des Geländes wegen der noch fehlenden Drainierung mit Anlage einer Vorflut in einen Sumpf. Die Arbeiten mußten eingestellt werden.

Am 27.6.1920 wurde auf dem Verbandstag in Dortmund die Neueinteilung des Westd. Spielverbandes in fünf Gaue angenommen. Buer und seine Nachbarstädte gehörten zum Ruhrgau. Auf dem Gautag in Essen, am 11.7.1920, erfolgte die Einteilung in drei Kreise. Buer kommt zum Kreis Niederrhein und erhält einen selbständigen Bezirk Buer-Dorsten. Erle 08 wird der Gauliga, Buer 07 der Kreisliga und alle übrigen Vereine der Stadt der A-Klasse zugeteilt. Beginn der Meisterschaftsspiele 12.9.1920.

Inzwischen hatte die Generalversammlung des Vereins am 27. 7. 1920 die von Fritz Rönker vorgeschlagenen Vorstandsmitglieder aus der 13er-Kommission bestätigt: 1. Vorsitzender: Lehrer P. Stüwe; Geschäftsführer: Lehrer J. Kevenhörster; 1. Kassenwart: Bankangest. Hs. Kevenhörster; 1. Schriftführer u. Fußballobmann Lehrer Fr. Rönker; Beisitzer: Hz. Rommeswinkel; Jugendleiter: Lehrer W. Wieland.

Aktiv spielten in der 1. Mannschaft: J. Kevenhörster, Hs. Kevenhörster und Fr. Rönker.

Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf 217. Der Bezirks-Ausschuß genehmigte die vorgeschlagene Namensänderung des Vereins "Spiel und Sport Resse 08" in "Verein für Leibesübungen Resse 08". Als Vereinsfarben wurden schwarz-weiß gewählt, als Sportkleidung schwarze Hose und weißes Trikot mit schwarzem Kragen, Einsatz und Armelaufschlägen.

Gründung der Platzgesellschaft - Schaffung des Sportplatzes "Surresse"

Zur Finanzierung der Pacht und des Ausbaues der Sportplatzanlage benötigte der Verein größere Geldsummen. Da weder von der Stadt noch vom Staat Zuschüsse gegeben wurden, schritt er zur Selbsthilfe durch Gründung einer Platzgesellschaft. Auf dem Wege der Schuldverschreibung lieh er sich von Mitgliedern und Sportinteressenten für drei Jahre unkündbares Geld, das mit 5 Prozent verzinst wurde. Fast alle Mitglieder zeichneten Beträge, Hz. Rommeswinkel 10000 Mark. Gesamtergebnis: 15000 Mark.

Für die ausgegebenen Schuldscheine bürgten selbstschuldnerisch mit ihrem Vermögen und Gehältern: 1. Vorsitzender Lehrer Paul Stüwe, 1. Kassierer Bankangest. Hans Kevenhörster, 1. Schriftführer Lehrer Fritz Rönker, 1. Beisitzer Wirt Heinz Rommeswinkel.

Ende September 1920 mußte der Verein die zum größten Teil fertiggestellte Platzanlage an der Brauckstraße endgültig aufgeben, wodurch er alle investierten Gelder verlor. Der Verein stand vor dem Ruin, wenn es nicht gelang, in kürzester Zeit einen Platz zu beschaffen. Dank der zielbewußten Leitung des Vorstandes und dem Entgegenkommen der Familie Melchers, die ihre an der Middelicher Straße gelegene Weide zunächst fünf Jahre dem Verein verpachtete, wurde innerhalb von sechs Tagen durch die Tatkraft des Vorstandes und durch die freiwillige Einsatzbereitschaft der Mitglieder eine schönumzäunte Spielplatzanlage geschaffen, die den Namen Surresse erhielt.

Die 1. Mannschaft spielte in den Jahren ihrer Zugehörigkeit zur A-Klasse von 1920 bis 1927 mit wechselndem Erfolg. Sie lag stets in der Spitzengruppe, schaffte aber nicht die Meisterschaft. Den Beweis ihrer Spielstärke lieferten sie in Freundschaftsspielen gegen klassehöhere Gegner, denen sie knapp unterlag.

1920 Resse 08 Preußen Münster (Gauliga) 2:3

1921 Resse 08 Spiel und Sport Osnabrück (Gauliga) 1:3

Am 13. und 14. 5. 1922 bot der Verein dem Resser Publikum in einer Doppelveranstaltung auf dem Sportplatz und im Saale Rommeswinkel gute Leckerbissen. Die 48 Mann starke Militärkapelle des III Batl./I.R.16 Oldenburg war mit der Militärmannschaft zwei Tage Gast bei VfL Resse 08.

15 jähriges Jubiläum 1923

Am 23.6.1923 sollte der Tag des 15jährigen Bestehens festlich begangen werden. In Anbetracht des Ernstes der Zeit mußte auf eine würdige Feier verzichtet werden. (Am 22.6.1923 hatte die Besatzungsmacht den verschärften Belagerungszustand angeordnet.)

Der Verein führte mit den Nachbarvereinen folgende Jubiläumsspiele aus:

3. M. Sportvereinigung Erle 19 - 3. M. Resse 08 / 3:2

Buer 07 (Ligareserve) - 2. M. Resse 08 / 2:4

1. Jugend Erle 08 - 1. Jugend Resse 08 / 0:1

Erle 08 (Gauliga) - 1. M. Resse 08 / 7:1

Die Platzeinnahmen legte der Verein an jedem Montag wertbeständig an. Er kaufte in Sportgeschäften Fußbälle und Sportkleidung. Als Treuhänder des Ballmaterials hegten und pflegten L. Büttel sen. und Fritz Brüggemann dieses kostbare Material. Die Pacht an Melchers wurde in Roggenwährung bezahlt. So überwand der Verein das Inflationsjahr, in dem am 1.1.1923 für die Mark 10000 Mark und am 5.11.1923 1 Billion Mark Papiergeld ausgegeben wurde!

In dieser Krisenzeit der wirtschaftlichen Not wurde das Häuflein der Mitglieder immer kleiner. Die Aussperrung der Arbeiter nach dem Abbruch des Ruhrkampfes führte zu einer katastrophalen Finanzlage des Vereins: geringe Beitragszahlungen, kleine Platzeinnahmen, größere Ausgaben für die Ausbesserung der mutwillig zerstörten Platzanlage, eine für unsere Verhältnisse viel zu hohe Pachtsumme. 1925 konnte der Verein vorübergehend den Niedergang durch Verlängerung des abgelaufenen Pachtvertrages um ein weiteres Jahr aufhalten.

20 jähriges Jubiläum 1928

Zu Ostern 1928 übergab die Stadtverwaltung Buer dem Verein die neuerrichtete Kampfbahn "Resser Mark" als Ostergabe und vorweg als schönstes Jubiläumsgeschenk. Der Verein erlebte in kurzer Zeit eine Aufwärtsentwicklung größten Ausmaßes. Die Mitgliederzahl schnellte rapide empor. Die sporthungrige Resser Jugend strömte in den Verein, um in frischer Luft Spiel und Sport zu betreiben. Der neue Vorstand setzte sich wie folgt zusammen. 1. Vors. Fritz Rönker, 2. Vors. G. Boschütz, Kassierer Eg. Capelle, Geschaftsführer Hr. Wieland, Fußballobmann Fr. Waldeck und Leichtathletikobmann B. Bußmann. Der VfL verfügte bald über sechs Fußballmannschaften, sechs Jugendmannschaften, eine Leichtathletik- und Tennisabteilung. Am 22. und 23. 9. 1928 fand aus Anlaß des 20jährigen Bestehens eine große Jubelfeier statt. Sie wurde am Samstag durch einen großen Fackelzug, unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle und eines Trommlerkorps, eingeleitet. Traditionsgemäß schloß sich im neuen Vereinslokal Lanfer ein Festkommers für Mitglieder an.

Das Jubiläumsspiel bestritten am Sonntag die beiden Jubilare Erle 08 - Resse 08, das die Erler 3:1 gewannen.

Sonntagabend fand bei Wieland die eindrucksvolle Jubelfeier statt. - Die glanzvolle Aufwärtsentwicklung hält an. 1929 glückte der Aufstieg in die 2. Bezirksklasse. 1930 legte der langjährige 1. Vorsitzende Fritz Rönker aus besonderen Gründen sein Amt nieder. Als Gaufußballsachbearbeiter, danach als Gauobmann und Organisationsleiter der Stadtbannerwettkämpfe der Buerschen Schulen wurde er nebenberuflich stark in Anspruch genommen. Spielführer Fr. Nolting übernahm den Vorsitz

1931 erfolgte der Aufstieg in die1.Bezirksklasse.

 

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